Die Ensembles der 65. BAKJK (2021/22):
TARS
Claudius Kamp - Blockflöten / Dulzian / Barockfagott
Charlotte Schwenke - Gamben
Johannes Rake - Cembalo / Truhenorgel / Claviorganum
Termine, Programme, Fotos zum Download: siehe unten
TARS haben sich der barocken Kammermusik verschrieben. Hier spielen drei Freund*innen sieben Instrumente, die sie auch in einem einzigen Konzert einsetzen. Die Besetzung kann projektbezogen erweitert werden.
Claudius Kamp (Studium Weimar, Bremen, Berlin) kommt aus Hagen und ist Blockflötist, Fagottist und Dulzianspieler. Er arbeitete mit Ensembles und Persönlichkeiten wie der Akademie für Alte Musik Berlin und Maurice Steger und lehrt Blockflöte in Berlin.
Charlotte Schwenke (Studium Würzburg, Basel), arbeitet als Gambistin, Chorleiterin und Musikwissenschaftlerin. Sie forscht u. a. zum akkordischen Continuospiel auf der Gambe und spielte mit Persönlichkeiten und Ensembles wie Friederike Heumann und dem Klangforum Heidelberg.
Der Hamburger Johannes Rake (Studium Bremen, Frankfurt/Main, Basel, Köln) spielte unter Reinhard Goebel und anderen Barockspezialist*innen. Er unterrichtet Cembalo und Generalbaß an der HfMDK Frankfurt/Main und beschäftigt sich intensiv mit dessen adäquater Ausführung.
TARS wollen ihre Lieblingsmusik so machen, wie sie sie selbst am liebsten hören: Energetisch und nie nach Schema F. Hier hören und sehen Sie weniger vorher getroffene Absprachen und mehr Kommunikation auf der Bühne.
Großes Anliegen von TARS ist Werktreue. Sie wollen ihrem Publikum nicht eigene Hörgewohnheiten aufdrängen. Die Musiker*innen sehen sich als Medium, das zwischen Komponis*tin und Publikum Leidenschaft, Freude, Wut oder Trauer transportiert. Um der Vorstellung der Komponist*innen näherzukommen, stützen sie sich auf historische Quellen und Erkenntnisse aus der Musikwissenschaft.
TARS sind Stipendiat*innen des Deutschen Musikwettbewerbs und Mitglieder der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler*innen 2020/2021 und 2021/2022.
www.tarsmusic.eu
Das Ensemble ist für die Saison 2021/22 zu buchen
Freie Termine:
Nord:
16.09.2021-19.09.2021
28.10.2021-31.10.2021
11.11.2021-14.11.2021
02.12.2021-05.12.2021
06.01.2022-09.01.2022
24.03.2022-27.03.2022
31.03.2022-03.04.2022
12.05.2022-15.05.2022
09.06.2022-12.06.2022
Mitte:
02.09.2021-05.09.2021
04.11.2021-07.11.2021
18.11.2021-21.11.2021
13.01.2022-16.01.2022
17.02.2022-20.02.2022
19.05.2022-22.05.2022
02.06.2022-05.06.2022
Süd:
08.09.2021-12.09.2021
07.10.2021-08.10.2021
10.10.2021
25.11.2021-28.11.2021
20.01.2022-23.01.2022
10.02.2022-13.02.2022
24.02.2022-27.02.2022
10.03.2022-13.03.2022
28.04.2022-01.05.2022
05.05.2022-08.05.2022
Weitere Termine auf Anfrage
Hinweis: Für Transport und Stellung von Cembalo, Truhenorgel und Claviorganum fallen zusätzlich 250 Euro an. Verfügt der Veranstalter über ein eigenes Cembalo / eine Orgel, bitten wir um Kontaktaufnahme.
Fotos zum Download
Zur Verwendung im Rahmen der BAKJK, mit Bildnachweis
Konzertprogramme
Falls der Veranstalter eine Orgel zur Verfügung stellen kann, werden die Programme 1 bis 3 mit Cembalo und Orgel angeboten.
Programm 1: Ich schweige noch von dehm/ was stärcker als der Todt
Wir sind doch nunmehr gantz/ ja mehr alß gantz vertorben.
Der frechen Völcker schar/ die rasende Posaun/
Daß vom Blutt feiste Schwerd/ die donnernde Carthaun/
Hat alles diß hinweg/ was mancher sawr erworben/
Die alte Redligkeit vnnd Tugend ist gestorben;
Die Kirchen sind verheert/ die Starcken vmbgehaun […]
Gryphius’ Verse aus der Trawrklage des verwüsteten Deutschlandes von 1632 zeigen das Grauen des Dreißigjährigen Krieges, der weite Teile Europas verheerte. Seuchen und Hungersnöte taten ihr übriges, und unzählige Menschen verloren ihr Leben, ihre Angehörigen oder ihr Zuhause.
In der Musik spiegelte sich die Verheerung des Krieges ebenfalls wider. So entstanden Erasmus Widmanns seufzende Piorum Suspiria als direkter Ausdruck der Kriegsschrecken. Infolge der Kämpfe brach wiederholt die Pest aus, der zunächst seine Frau und seine Tochter und später auch er selbst zum Opfer fielen.
In vielen Gegenden gab es schlichtweg keine Musiker*innen mehr, weswegen im „Notbetrieb“ für kleinere Besetzungen komponiert wurde.
Auch wenn nicht alle Kompositionen wortwörtlich vom Leiden im Krieg handelten, können wir doch in Titeln wie Scheidemanns Pavana lachrymae oder Widmanns Herr laß uns nit verderben die Sehnsucht nach Frieden lesen.
Aber auch die unterhaltsame, vom Schrecken ablenkende Musik, wie die Lieder aus Widmanns Musicalischer Kurtzweil sollen nicht vergessen werden. Denn da wo Schatten ist, ist immer auch Licht.
Johann Heinrich Schmelzer (1623-1680)
Triosonate in F
bearbeitet für Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo/Orgel
Girolamo Frescobaldi (1583-1643)
Canzon seconda a due Canti
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo/Orgel
Erasmus Widmann (1572-1634)
Jesu, dulcis suspiria
Jesu sub sancta vulnera
aus Piorum Suspiria (1629)
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo/ Orgel
Herr laß uns nit verderben
Veni creator spiritus
aus Balthasari Musculi Außerlesene […] Gesänglein (1622)
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo/Orgel
Antonio Bertali (1605-1669)
Violinsonate in G
Blockflöte, Bassgambe, Claviorganum
Erasmus Widmann
Ein Stadtschreiber gewohnet hat
aus Musicalische Kurtzweil (1623)
Ich hab’ in meinen Tagen
aus Musicalischer Studentenmuht (1622)
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo/Orgel
Girolamo Frescobaldi
Canzon terza a due Bassi
Bassgambe, Dulzian, Cembalo/Orgel
Vincenzo Bonizzi (15??-1630)
Diminutione sopra Jouissance vous donneray (Adrian Willaert, 1490-1562)
Bassgambe, Orgel
Girolamo Frescobaldi
Canzon seconda a due Bassi
Bassgambe, Dulzian, Cembalo/Orgel
Pause
Pier Simone Agostini (1635-1680)
O quam suavis est domine spiritus tuus
arrangiert für Blockflöte, Bassgambe, Orgel
Girolamo Frescobaldi
Canzon a Canto e Basso
Diskantgambe, Dulcian, Cembalo/Orgel
Heinrich Scheidemann (1595-1663)
Pavana lachrymae WV 106
Cembalo
Franz Tunder (1614-1676)
Fuga à 4 für Orgel
arrangiert für Blockflöte, Diskantgambe, Orgel
Girolamo Frescobaldi
Canzon terza a due canti
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo/Orgel
Mogens Pedersøn (1583-1623)
L'amara di partita
Non fuggir
aus Madgrigaletti a 3 voci (1619)
Diskantgambe, Blockflöte, Cembalo/Orgel
Franz Tunder
Fantasia super Komm heiliger Geist, Herre Gott
arrangiert für Blockflöte, Diskantgambe, Orgel
Programm 2: Hamburger Ebb und Fluth
Hamburg war im Barock eine von Deutschlands Kulturstädten. Der unglaubliche Reichtum, der sich dort versammelte, wollte investiert werden. So hatte Hamburg mit der Oper am Gänsemarkt das erste deutsche Opernhaus vorzuweisen, und die durch den internationalen Handel beförderte Weltoffenheit ließ das Kulturleben in allen Sparten florieren.
Dass viele der Hamburger Barockkomponist*innen in Vergessenheit geraten sind, liegt sicher mit daran, dass der Geniekult um Johann Sebastian Bach eine Auseinandersetzung mit anderen, ihm ebenbürtigen Schöpfer*innen von Musik, im heutigen Kulturbetrieb teilweise verhindert. Neben Telemann ist einigen noch Johann Mattheson ein Begriff, der nicht nur Verfasser zahlreicher theoretischer Schriften (und bisweilen launischer bis bissiger Kritiker), sondern auch Opern- und Kammermusikkomponist war.
Johann Schop, Dederich Becker und Carl Philipp Emanuel Bach entstammen anderen Generationen von Komponist*innen als Mattheson und Telemann (die gleichzeitig in Hamburg wirkten). Daher hören wir von ihnen keine galante, lautmalerische Musik, sondern – bei Schop und Becker – dem Frühbarock entstammende Harmonien und Kontrapunkte, und – bei Bach – in die Frühklassik weisende Empfindsamkeit.
Auch unsere Instrumente Gambe und Cembalo sind auf besondere Weise mit Hamburg verbunden: Hier hatte Joachim Tielke seine Werkstatt, einer der bedeutendsten Gambenbauer*innen des Barocks.
Außerdem wirkte der berühmte Cembalobauer und Cembalist Hieronymus Haß in Hamburg. Gerade in Norddeutschland war das große zweimanualige Cembalo mit 16-Fuß-Register – das in puncto Klangfülle und Registerabwechslung orchestrale Dimensionen erreichte – besonders beliebt.
Johann Mattheson (1681-1764)
Sonata 1
aus Der brauchbare Virtuoso (1720)
1. Intrada
2. Tempo di Gavotta. Presto
3. Adagio
4. Allegro
5. Adagio
6. Aria. Vivace
Flöte, Diskant-/Bassgambe, Cembalo
Johann Schop (1590-1667)
Diminution über Nasce la pena mia
Blockflöte, Orgel
Georg Philipp Telemann (1681-1767)
TWV 42:G6 für Baßgambe, Cembalo und B. C.
1. Andante
2. Allegro
3. Largo
4. Presto
Bassgambe, Cembalo, Fagott
Johann Mattheson
Fünfftes Probstück (Partimento):
Capriccio C-Dur
aus Der Großen General-Baß-Schule oder Organisten-Probe Ober-Classe (1731)
Cembalo
Pause
Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
aus der Gambensonate Wq. 136
1. Andante
2. Allegretto
Bassgambe, Fagott, Cembalo
Dederich Becker (ca. 1623-1679)
Quartettsonate 1
aus Musicalische Frühlings-Früchte (1668)
Blockflöte, Diskantgambe, Claviorganum
Georg Philipp Telemann
Wassermusik (Orchestersuite arrangiert für Trio) TWV 55:C3
1. Ouverture
2. Sarabande. Die schlaffende Thetis
3. Bourée. Die erwachende Thetis
4. Loure. Der verliebte Neptunus
5. Gavotte. Die gegen verliebte Amphidritte
6. Harlequinade. Die scherzenden Tritonen
7. Tempête. Der stürmende Aeolus
8. Menuet. Der angenehme Zephir
9. Gigue. Ebb und Fluth
10. Canarie. Die lustigen Boots Leute
Blockflöte, Diskant-/Bassgambe, Claviorganum
Programm 3: Leben wie Gott in Frankreich
Nicht nur der Sonnenkönig Louis XIV in Frankreich wurde abgöttisch verehrt – auch der Ruhm des Komponisten Arcangelo Corelli reichte in Zeiten von Postkutsche und Briefen weit über die italienische Landesgrenze hinaus, und das ganz ohne absolutistische Anordnung.
Während ganz Europa nach Italien schaute, hatte die Musikförderung des Sonnenkönig an seinem Hofe schon früh ein anderes Ziel: Die Entwicklung und Festigung eines eigenen französischen Stils. Zu diesem Zweck engagierte er nur die herausragendsten Musiker*innen für seine „Chambre du Roi“. Jean-Baptiste Lully war Hofkomponist und Marin Marais wurde später königlicher Sologambist. Daß Lully ursprünglich Giovanni Battista Lulli hieß, Italiener war und trotzdem den französischen Stil maßgeblich beeinflußte, störte offenbar niemanden.
Auch seine französischen Kolleg*innen blieben nicht gänzlich unbeeindruckt von Corelli. So folgt Lullys Nachfolger François Couperin der Tradition musikalischer Nachrufe auf ruhmreiche Komponist*innen in Form von Tombeaux („Grabmahl“) oder Apothéoses („Vergöttlichung“) und beschreibt in seiner „Apothéose de Corelli“ Corellis Aufstieg in den Olymp von seiner Begrüßung durch die Musen bis zu seiner Plazierung neben Apollon – und das so italienisch, wie er als Franzose nur konnte.
Marin Marais (1656-1728)
Suite in C, aus Piéces en Trio
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo
François Couperin (1668-1733)
La Piémontoise, aus Les Nations. Sonades; et Suites de Simphonies en Trio
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo
Jean-Baptiste Lully (1632-1687)
Suite in C
aus Trios de la Chambre du Roi LWV 35
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo
Jacques Champion de Chambonnières (1601/2-1671)
Suite in G, aus Pièces de Clavecin
Cembalo
Michel Corette (1707-1795)
Le Phénix
Bassgambe, Fagott, Cembalo
Pause
Marin Marais
Tombeau pour Monsieur de Lully
Rondeau le Bijou, aus 2ième et 4ième livre des Pièces de Violes
Bassgambe, Fagott, Cembalo
François Couperin (1668-1733)
Le Parnasse ou L’Apothéose de Corelli. Grande Sonade en trio
Blockflöte, Diskantgambe, Cembalo
Arcangelo Corelli
Violinsonate op. 5 Nr. 1
Anonyme Bearbeitung, Paris 1754
Blockflöte, Bassgambe, Claviorganum
Arcangelo Corelli (1653-1713)
Triosonate op. 3 Nr. 3
Blockflöte, Diskantgambe, Claviorganum
Kinderkonzert: Frühling im Garten des Riesen
Kennst du die Geschichte vom selbstsüchtigen Riesen? Kein Kind soll mehr in seinem Garten spielen. Doch mit den Kindern gehen auch die Jahreszeiten, und im Garten des Riesen herrscht nun ewiger Winter. Erst als die Kinder zurückkommen, findet die Schönheit der Natur in den Garten zurück.
Was meinst du, wie klingt das, wenn der Riese in seinen Garten stapft? Und was erklingt für Musik, wenn die Vögel zurückkommen und die Bienen sich um die Blüten tummeln? Wir wollen es mit dir herausfinden!
Frei nach Oscar Wildes „The Selfish Giant“, aus dem wir kurze Passagen lesen, erkunden wir mit den Kindern den Garten, in dem in jeder Jahreszeit eine andere Musik erklingt. Dabei finden wir mit ihnen zusammen ihre eigenen Vorstellungen vom Klang der Natur heraus. Wir präsentieren die Barockinstrumente, die wir spielen, und bestärken die Kinder in der Liebe und dem Respekt für unsere Umwelt.
„Und als all die anderen Kinder sahen, dass der Riese nicht länger böse war, kamen sie eilig zurück – und mit ihnen kam der Frühling. ‚Von nun an, Kinder, ist dies euer Garten‘, sagte der Riese, nahm eine riesige Axt und riss die Mauer nieder.“
Frühling
Robert Carr
An Italian Ground (1685)
Matthew Locke (1621-1677)
Aus: Suite Nr. 6 in a/A aus Four Severall Friends für Blockflöte und Continuo
1. Fantazia
2. Ayre
3. Gigg
Sommer
Jacob van Eyck (1590-1657)
Aus: Der Fluyten Lust-hof
Engels Nachtegaeltje
Georg Philipp Telemann (1681-1767)
Aus: Triosonate d--Moll TWV 42:d7 für Blockflöte, Diskantgambe und Continuo
1. Andante
2. Allegro
Herbst
Jaques Morel (ca. 1690-1740)
Chaconne in G-Dur für Blockflöte (orig. Traverso), Bassgambe und Continuo
Winter
Johann Friedrich Fasch (1688-1758)
Aus: Sonate in C--Dur für Fagott und Continuo
1. Allegro
2. Andante